Coaching-on-the-job - Eine Erfolgsgeschichte

„Ich hätte nie gedacht, was alles in mir steckt!“ Patricia Hirschfeld aus Dornburg-Langendernbach stemmt entschlossen die Hände in die Hüften. Die zierliche Frau ist seit Januar 2016 Pflegehelferin bei der Caritas. Sie kümmert sich um andere Menschen – und erhält selbst für eine befristete Zeit von einem Coach Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.

Patricia Hirschfeld besucht pflegebedürftige Senioren und hält deren Haushalt in Schuss. Manche möchten auch einfach einen begleiteten Spaziergang unternehmen oder brauchen Hilfe beim Anziehen von Kompressionsstrümpfen. Genauso wichtig wie der praktische Beistand sind aber auch die Gespräche, die sich entwickeln, während Frau Hirschfeld den Putzlappen schwingt. Dass sie so gerne und einfühlsam mit den Senioren umgeht, hat die Pflegehelferin selbst überrascht. Jetzt entdeckt sie neue Talente an sich und ist sichtlich zufrieden in ihrer Tätigkeit.

Dabei hatte es jahrelang so ausgesehen, als würde die Arbeitskraft der 37-jährigen nirgends gebraucht. Nach einer Ausbildung zur Fachkraft für Brief- und Frachtverkehr wurde sie von der Deutschen Post nicht übernommen. Es folgten etliche Betriebspraktika, doch nie ergab sich für die Alleinerziehende eine Festanstellung.

Im Januar 2016 dann endlich die lang ersehnte Chance: Durch das Jobcenter Limburg-Weilburg nimmt Frau Hirschfeld an einem Coaching Projekt teil. Das sogenannte ESF-LZA Coaching ist eine Maßnahme, die vom Europäischen Sozialfonds finanziert wird. Ziel ist es, Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das Jobcenter vermittelt die Teilnehmenden zunächst in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit. Unmittelbar mit der Arbeitsaufnahme ist auch ein begleitendes Coaching verbunden. Dieses wird in Limburg vom erfahrenen pädagogischen Personal des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft e.V. durchgeführt.

Die Coaches kümmern sich darum, die frisch Angestellten in ihrer neuen Tätigkeit zu festigen. Sie unterstützen bei notwendigen Behördengängen, bei der Bearbeitung von amtlichen Schreiben und motivieren in schwierigen Situationen im Beruf, am Ball zu bleiben. Die jahrelange Arbeitslosigkeit hat bei den teilnehmenden Personen häufig zu sozialer Isolation geführt. Der Umgang mit Vorgesetzten und Belegschaft und das Lösen möglicher Konflikte muss unter Umständen neu erlernt werden. Immer wieder sind auch finanzielle oder persönliche Probleme ein Thema.

Der Coach ist dabei kein Lösungslieferant, vielmehr ermöglicht er oder sie den Teilnehmenden, sich selbst mit anliegenden Fragestellungen auseinanderzusetzen. Diese Unterstützung und regelmäßige Begleitung stabilisiert die sozialversicherungspflichtige Tätigkeit des Arbeitnehmers. Die Teilnehmenden stehen nicht ganz allein vor einem Berg von Fragen und Unsicherheiten – der Beistand des Coachs ist sicher. So können Probleme aus dem Weg geräumt oder ganz und gar umschifft werden. Der langfristigen Sicherung des Arbeitsplatzes kommt dies immens zugute.

Das Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit  wird im gesamten Bundesgebiet durchgeführt. Im Herbst 2016 waren bundesweit knapp 11.000 Teilnehmende in rund 300 Jobcentern gebucht. Männer sind in diesem Projekt deutlich überrepräsentiert; sie stellen zwei Drittel der Teilnehmenden. Nicht überall läuft die Maßnahme so erfolgreich wie im Landkreis Limburg-Weilburg. Hier haben seit Beginn des Projektes im Oktober 2015 bereits 48 Arbeitnehmer am Programm teilgenommen. Dies liegt zum einen an einem äußerst engagierten Betriebsakquisiteur im hiesigen Jobcenter. Er knüpft die Kontakte zu Firmen und überzeugt Arbeitgeber vom Sinn und Nutzen, Langzeitarbeitslosen eine neue Chance zu geben. Zum anderen liegt es an der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit den Coachs vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. Sie stehen im Spannungsfeld zwischen Jobcenter, Beschäftigten und deren Vorgesetzten stehen und haben stets den Erhalt der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im Blick.

Patricia Hirschfeld jedenfalls ist sich sicher, dass sie von den wöchentlichen Treffen mit ihrem Coach enorm profitiert hat: „Ohne die zahlreichen Tipps, die Hilfe mit dem ganzen Papierkram und die Motivation durch den Coach wäre der Wiedereinstieg ins Berufsleben noch viel schwieriger gewesen. Gerade als Alleinerziehende hat man ohnehin genug um die Ohren.“

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