Bogenschießen während der Vorbereitung auf das IdA-Auslandspraktikum in Vicenza

Ruhig und konzentriert legt Jan den Pfeil ein und hebt den Bogen an. Der Blick ist fest auf die Zielscheibe gerichtet. Er öffnet seine Finger und einen Sekundenbruchteil später steckt der Pfeil in der Zielscheibe.

„Den Weg zum Ziel finden“ fasst der Pädagoge Andreas Weiß die Grundhaltung zusammen, die Teilnehmende wie Jan während ihrer Vorbereitung auf ein zweimonatiges Auslandspraktikum in Vicenza erlernen sollten. Neues auszuprobieren und Geduld sind hier wichtiger als ins Goldene (Schwarze) zu treffen.

Das Projekt CHANCE EUROPA der Kreisagentur für Beschäftigung hilft dabei, durch neue Erfahrungen in einem Auslandspraktikum, einen Fuß in den Arbeitsmarkt zu bekommen. Während der zweimonatigen Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt trainieren die jungen Leute das Lernen durch Erfahrung auch mit Pfeil und Bogen. Die Bogenabteilung des TSV Pfungstadt unterstützt das Vorhaben und stellt den Gastschützen seinen Platz und das Material zur Verfügung. Abteilungsvorstand Dr. Manfred Griesbach erklärt den Teilnehmenden die wesentlichen Abläufe und Sicherheitsvorkehrungen. Drei weitere Vereinsmitglieder stehen mit helfender Hand den Teilnehmenden zur Seite.

Zunächst nehmen sich alle einen Arm- und Fingerschutz und bewaffnen sich mit einem Recurve- oder Langbogen, bevor die Aufstellung an der Schießlinie erfolgt. Dann wird der komplexe Bewegungsablauf geübt. Der gesamte Körper steht unter Anspannung. Alle Muskeln vom Bauch bis zum Rücken, den Schultern, über Arme und Beine müssen koordiniert werden. Darüber hinaus müssen bestimmte Rituale strikt eingehalten werden. Werden die Abläufe zu lax oder falsch gehandhabt, greifen die Helfer sofort ein. Der Sport erfordert eine gute Haltung, die dann auch in das richtige Leben übernommen werden kann. Drei Pfeile pro Passe (Runde) erhalten die Schützen. Wer diese nicht mit der nötigen Achtsamkeit oder zu gedankenlos in Richtung Zielscheibe befördert, muss warten, bis alle anderen fertig sind, bevor die nächste Passe beginnt.

Auch Sebastian will sich mit dem Bogenschießen auf den Auslandsaufenthalt vorbereiten. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, spannt die Sehne und trifft nach ein paar Versuchen den auf der Zielscheibe befestigten Luftballon. Ein Jubelschrei bricht aus ihm heraus. Einen Luftsprung kann er nicht machen, denn Sebastian sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl. Beim Bogenschießen ist das kein Hindernis, sagt Andreas Weiß, der das Training für alle organisiert hat. Die Herausforderung ist für alle gleich. Ob sitzend im Rollstuhl oder im Stehen, Bogenschießen trägt auch dazu bei, mehr Gleichgewicht zu bekommen und die Körperwahrnehmung zu verbessern. Wer den Pfeil übers Ziel hinausschießt, muss etwas am Bewegungsablauf verändern und sich neu justieren. Dabei hilft es, sich selbst zu beobachten und sich zu konzentrieren, ohne dabei zu verkrampfen. Wer den Dreh raus hat und seine Haltung verändert, wird häufig mit Treffern belohnt.

Man könne den Sport auch philosophisch betrachten, meint Dr. Manfred Griesbach. Die jungen Schützen lernen, im richtigen Moment loszulassen. Eine Fähigkeit, die im Leben hin und wieder nützlich ist. Mit Sicherheit auch in Vorbereitung auf das Auslandspraktikum, wenn es darum geht, den Alltag oder liebgewonnene Gewohnheiten loszulassen, um dem persönlichen Ziel näherzukommen.

Das Projekt wird im Rahmen der ESF-Integrationsrichtlinie Bund im Handlungsschwerpunkt Integration durch Austausch (IdA) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Angesprochen sind junge Arbeitsuchende zwischen 18 und 35 Jahren, die zwei Monate lang ein Praktikum im Ausland absolvieren und damit die eigene Berufsperspektive attraktiver gestalten wollen. Mehr Informationen zum Projekt CHANCE EUROPA der Kreisagentur für Beschäftigung Darmstadt-Dieburg gibt es bei der Projektleiterin Daniela Lange unter der Tel.-Nr. 06151-881-5230 und bei Matthias Burgey vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. Darmstadt, Tel.-Nr. 06151-2710 42

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