Projektwoche zum Thema Zeitzeugen

Limburg | In der Woche vom 29.11.2021 bis zum 03.12.2021 fand für die BvB und BvB-Reha in Limburg eine Projektwoche zum Thema Zeitzeugen des Holocaust statt.

In der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, durchgeführt im Auftrag der Agentur für Arbeit Limburg – Wetzlar, haben Teilnehmende ohne Schulabschluss neben der Suche nach dem geeigneten Ausbildungsplatz die Möglichkeit, einen nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses zu erreichen und somit ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern. Mit der Behindertenspezifischen Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme [BvB-Reha] verbessern wir die Chancen junger Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung besondere Hilfen benötigen, auf eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle, die auch im Auftrag der Agentur für Arbeit Limburg - Wetzlar durchgeführt wird.

Zur Einstimmung auf die kommenden Tage wurden die Jugendlichen am ersten Tag in kleinen Gruppen losgeschickt und erhielten die Aufgabe, Stolpersteine in Limburg zu suchen. Pro Gruppe sollten 10 Stolpersteine gefunden werden und die Jugendlichen waren schnell überrascht, wie viele doch alleine in der Limburger Innenstadt zu finden sind. Anschließend sollten die Jugendlichen Fragen sammeln, die sie gerne einer Person aus dieser Zeit stellen würden.

Am zweiten Tag erwartete die Jugendlichen ein kleines Highlight. In Kooperation mit dem Zeitzeugen-Projekt des Bistums Limburg war es möglich, eine Zeitzeugen-Begegnung via Zoom mit Henriette Kretz stattfinden zu lassen. Die 87-jährige nahm sich über zweieinhalb Stunden Zeit, erzählte ihre Geschichte, brachte einiges an Bildmaterial mit und ermutigte die Jugendlichen, ihr Fragen zu stellen. Das Schicksal der Dame ließ niemanden kalt.

Henriette Kretz wurde als Kind jüdischer Eltern geboren und befand sich ab 1939 mit ihren Eltern auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Die Familie versteckte sich oftmals, wurde aber schließlich verraten und verhaftet. Henriette wurde Zeugin, wie ihre Eltern erschossen wurden und schaffte es, sich alleine in einem katholischen Waisenheim zu verstecken, welches sie durch die Arbeit ihres Vaters kannte. Bis zum Ende des Krieges blieb sie unentdeckt. Trotz dieser tragischen Erlebnisse berichtete Henriette Kretz auch immer wieder von einer ständigen Hoffnung. In ihren Erzählungen macht sie deutlich, sie fände es „unerträglich“ und könne nicht verstehen, dass heute im 21. Jahrhundert noch jemand verfolgt wird, nur, weil er anders ist. Sie erklärt, sie erzähle ihre Geschichte, damit nicht vergessen werde.

An den weiteren Tagen der Projektwoche erarbeiteten die Jugendlichen weitere Materialien aus dieser Zeit und konnten von der Zeitzeugenbegegnung weiter zehren. Selbst die Jugendlichen, die zu Beginn erwähnten, das Thema sei langweilig oder interessiere sie gar nicht, wurden während der Begegnung mit Henriette Kretz ganz leise und lauschten interessiert. Somit war die Projektwoche in unseren Augen ein voller Erfolg und freuen uns, dass wir die Möglichkeit hatten, gemeinsam eine solche Zeitzeugenbegegnung zu erleben, schließlich werden diese altersbedingt in Zukunft immer weniger werden. Auch wir sind der Meinung, dass es kein Vergessen geben darf.

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