Wir-Gefühl im Winterwald

Marburg | Kürzlich ging es für die Teilnehmenden des Kurses Praxiseinstieg Rettung und Pflege, dem gemeinsamen Projekt vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e.V. Marburg und dem DRK Rettungsdienst Mittelhessen, mit Feuerstählen und Baumarktplanen zum erlebnispädagogischen Bushcraft/ Outdoorsurvivaltraining in den (noch verschneiten) Wald. 

Das Projekt ist eine einjährige Qualifizierungsmaßnahme, die jungen Menschen wichtige Schlüsselqualifikationen für medizinische Berufe vermittelt. Angeführt wird die Kooperation seitens des Bildungswerkes von Frau Janine Stahl sowie seitens des DRK von Frau Peta Riemenschneider, der in erster Linie die pädagogische Begleitung der jungen Teilnehmenden obliegt.

 „Ziel der Aktion war die Vertiefung des Verständnisses für eine respektvolle Kommunikationskultur und das gemeinsame Arbeiten im Team. Die jungen Teilnehmenden streben als angehende Rettungsanitäter einen empathischen und kommunikativ fordernden Beruf an. Hierfür wollen wir Ihnen das bestmögliche Rüstzeug mit auf den Weg geben“, erklärte Janine Stahl, den Einsatz ihrer beiden Kollegen Samuel Schneider und André Steinhauer, beide ebenfalls pädagogische Mitarbeiter des Standortes Marburg. 

Dementsprechend hatten die Teilnehmenden diverse Herausforderungen in Kleingruppen zu meistern. So mussten sie in kurzer Zeit und lediglich mithilfe einer Baumarktplane und einer langen Schnur einen möglichst effektiven Unterstand errichten. Hierbei durfte jede Person lediglich ihre schwache Hand benutzen. „Ihr müsst klar, deutlich und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren. Anders werdet ihr die Aufgabe in der vorgegebenen Zeit nicht lösen können“, riet Schneider zur Zusammenarbeit. 

Dann ging es los und während der Wald sich langsam in ein kleines Dorf aus Notunterkünften verwandelte, fing es an zu schneien, als wollte die Natur selbst ein wenig erlebnispädagogische Dramatik beisteuern. „Spätestens da merkte der ein oder andere, warum wir in der Vorbereitung auf den Tag mehrfach auf angemessene Bekleidung und Kopfbedeckung hingewiesen hatten“, mein Sozialarbeiter Steinhauer amüsiert. „Wenn gleich einer anfängt zu Husten, dann machen wir spontan noch eine Einheit zum Thema Heilpflanzen und lassen die Spitzwegerich suchen. Manchmal erteilt das Leben selbst die besten Lektionen“, stimmte Survivaltrainer Schneider in das Grinsen seines Kollegen mit ein. 

Als nächste Challenge mussten, passend zum Kursmotto, Rettungstragen gebaut werden, um verletzte Teamkameraden zu transportieren. Hierbei bot sich auch die Möglichkeit der kurzen Wiederholung von Erste-Hilfe-Maßnahmen. Pädagogin Riemenschneider konnte sich so den ganzen Tag sowohl ein Bild von der sozialen Kompetenz der Teilnehmenden sowie deren Leistungsstände machen.

Die vermutlich größte Herausforderung des verschneiten Tages dürfte das Entzünden des Lagerfeuers mit Feuerstählen gewesen sein. Die Kleingruppen kämpften unerbittlich gegen die winterliche Feuchtigkeit und die Zeit, um möglichst als erste Gruppe das lang ersehnte Würstchen mit Stockbrot genießen zu können. So recht mitspielen wollte das Holz trotz intensiver Bemühungen dann aber doch nicht. Erst als ein vom Survivaltrainer vorbereiteter Anzünder, bestehend aus in Panzertape eingewickeltem Fichtenharz, und ein Streichholz zur Verfügung gestellt wurden, nahm die Outdoor-Küche langsam Gestalt an. Erschöpft aber glücklich konnte schließlich der erste Teilnehmer in die frisch geröstete Wurst beißen und resümierte mit einem strahlenden Gesicht und vollen Backen: „Natur, leckeres Essen und Action - was will ich mehr.“

Janine Stahl zeigte sich zufrieden mit dem Tag. „Wenn die Teilnehmenden von dem, was sie heute gezeigt haben, das in ihnen steckt, vieles in den Berufsalltag später integrieren können, werden sie einmal gute Rettungsanitäter sein.“

Nach so viel Motivationstraining und individuellen Erfolgserlebnissen muss jetzt nur noch der Frühling kommen!

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