Digitale Medien in der Grundbildung aus Sicht von Lernenden

Vom Wunsch nach Kompetenz und Autonomie

Darmstadt | Das Grundbildungsprojekt „Bildung in Darmstadt“ [BilDa], das aus Mitteln der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Land Hessen gefördert wird, unterstützt die Pädagogische Hochschule Weingarten beim Erforschen von Gelingensbedingungen für den Einsatz von Digitalen Medien in der Grundbildung [GediG]. Nachdem zuerst BWHW-Leitungen und Projektmitarbeitenden an Interviews der Pädagogischen Hochschule Weingarten teilgenommen hatten, kommen nun die Kursteilnehmenden selbst zu Wort. Denn es liegt nahe, dass das Forscherinnen-Team um Ilka Koppel, Juniorprofessorin im Bereich Erwachsenenbildung der Pädagogischen Hochschule Weingarten, besonders daran interessiert ist, was Kursteilnehmende des BilDa-Projektes über den Einsatz von digitalen Medien denken.

Zwei Kursteilnehmerinnen von Projektmitarbeiterin Michelle Merbach und ihrem Kollegen Christian Mayer sagten spontan zu einer Online-Befragung zu. Sandra Langer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der PH Weingarten führte die Kursteilnehmenden durch das Interview und befragte sie unter anderem zu ihrer Zufriedenheit mit dem Kurs, ihren Themenwünschen und über das, was sie noch lernen wollten.

Die Kursteilnehmerinnen, zwei Schwestern mit marokkanischen Wurzeln im Alter von 50 und 48 Jahren berichteten, dass sie im Alltag viel mit dem Handy erledigen. Sie haben viele Apps auf dem Handy, nutzen aber bei Weitem nicht alle. Beliebt ist vor allem WhatsApp zum Schreiben und für Sprachnachrichten, sowie YouTube. Facebook und Instagram sind dagegen kaum relevant. Gleiches gilt für Endgeräte wie PC, Laptop und Tablet. „Das nutzen unsere Kinder, wir nicht.“, so die Schwestern.  Eine der beiden Frauen berichtet während des Interviews, dass sie gerne lernen würde, wie sie eine E-Mail schreibt, denn Post erhalte sie fast nur noch digital, sogar aus dem Kindergarten oder aus der Schule. Sie hat zwar schon einen E-Mail-Account und die App dazu auf dem Handy, kennt sich allerdings nicht gut damit aus. Das wolle sie nun ändern. Im Kurs bei Michelle Merbach und ihrem Kollegen mache ihr die Nutzung der Sprachlern-App viel Spaß, so die Teilnehmerin, die mit sichtlicher Freude an dem Interview teilnimmt. Ihre zwei Jahre ältere Schwester möchte hingegen gezeigt bekommen, wie man Tickets bucht und Hotels reserviert. Bald will sie ihre Mutter nach mehr als drei Jahren endlich mal wieder in Marokko besuchen.

Das Forschungsprojekt GediG interessiert sich auch für den Einfluss des Einsatzes digitaler Medien auf die Motivation, die Selbstwirksamkeit und die Zufriedenheit von Teilnehmenden. Hierzu berichteten die beiden Schwestern, dass sie durch das Lernen im BilDa-Projekt eigenständiger werden wollen und sich wünschen, irgendwann einmal genauso gut lesen und schreiben zu können wie ihre Freundinnen. Auch wünschen sie sich mehr Autonomie von ihren Männern und Kindern was die Nutzung von Technik im Alltag angeht. „Ich möchte unbedingt Google Maps lernen!“, sagt die ältere der beiden entschlossen.

Projektmitarbeiterin Merbach notierte sich während des Interviews die Rückmeldungen der Schwestern und wird diese in die weitere Gestaltung des Medienkurses einfließen lassen. „Die Lernwünsche der Kursteilnehmenden zum Gegenstand machen und versuchen das Kompetenz- und Autonomieerleben zu fördern, das scheint mir ein guter Ansatz auch für die Medienbildung zu sein“, so die Projektmitarbeiterin.

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