Mit Neugier und Unsicherheit, ein bewegter Start ins Schuljahr

Groß-Gerau | Ein Blick in die PUSCH-Klasse der Alexander-von-Humboldt Schule, Rüsselsheim

Der Start ins neue Schuljahr war alles andere als ruhig. In der PUSCH-Klasse der Alexander-von-Humboldt Schule begann das Schuljahr 14 Jugendlichen, jede*r mit einer eigenen Geschichte, mit Hoffnungen, Unsicherheiten, zum Teil auch mit Enttäuschungen im Gepäck.

Gleich zu Beginn führte ein Ausflug ins Dialogmuseum Frankfurt die Jugendlichen in eine Welt ohne Licht. In voller Dunkelheit tasteten sich die Schüler*innen durch Räume, ließen sich auf neue Sinneserfahrungen ein, wurden still, neugierig, mutig. Sie halfen einander, lachten über sich selbst, spürten Grenzen und das Vertrauen, das entsteht, wenn man gemeinsam etwas Ungewohntes meistert. Beim anschließenden Bummeln durch Frankfurt wurde nicht nur gebummelt, sondern auch zugehört, erzählt, erste Freundschaften geknüpft.

Zurück im Klassenzimmer begannen die ersten Schulwochen. Und mit ihnen die kleinen und großen Herausforderungen des Alltags. Diese Klasse bringt viel mit, und nicht nur verschiedene Sprachen, Vorerfahrungen oder Wege, sondern vor allem Lernlust. Nicht immer laut, aber stetig.

Gleich in den ersten Wochen: Praktikumssuche. Einige hatten schon eine Stelle, andere mussten sich ins Bewerbungsverfahren hineintasten. Lebenslauf, Anruf, Vorstellung sind kleine Schritte mit großer Wirkung. Mit Unterstützung, Geduld und Ermutigung wurde daraus ein erster Erfolg: Eigenständig handeln, für sich sprechen, sich zeigen und das braucht Mut. Und sie hatten ihn.

Auch im Unterricht entstand eine dynamische Mischung aus Lernfreude, Unsicherheit und wachsendem Zutrauen. Da ist zum Beispiel Mathe, das plötzlich gar nicht so schwer wirkt. Viele haben Freude an den Aufgaben, weil sie verstehen, worum es geht. Der Einstieg fällt leicht, die Themen sitzen, doch die Inhalte werden komplexer und das bedeutet: dranbleiben, nicht lockerlassen, den Faden halten. Es wird gerechnet, erklärt, ausprobiert, manchmal auch gerätselt. Das hängt sicher auch mit der charmanten Art der Mathelehrerin zusammen. Sie hat ein kleines Geheimnis: sie mag Mathe selbst und das spürt man.

Gesellschaftslehre brachte einen anderen Ton in die Klasse: nicht lauter, aber anspruchsvoller. Denn hier geht es nicht nur um Wissen, sondern um Haltung. Artikel 20 des Grundgesetzes, die Idee von Demokratie, Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit sind große Themen für junge Menschen, die sich oft selbst noch ihren Platz in dieser Gesellschaft suchen. Die Auseinandersetzung ist mühsam, manchmal zäh, oft sprachlich herausfordernd. Und doch: die Klasse bleibt dran. Neugierig, manchmal erschöpft, aber nicht bereit, aufzugeben. Sie will es verstehen, will dahinter steigen, will „knacken“ was das mit ihrem eigenen Alltag zu tun haben könnte.

In Deutsch tauchte auf ganz andere Weise Struktur auf, nämlich als roter Faden, der sich durch alle Fächer zog. Sprache war plötzlich überall: im Aufsatz, in der Bewerbung, im Fachtext, im Praxisbericht, im Gruppengespräch. Und mit jedem Versuch, sich auszudrücken, entstand ein kleines Stück mehr Sicherheit. Wer Sprache findet, findet auch ein Stück Identität.

Und dann ist da noch Englisch. Für manche ein Buch mit sieben Siegeln, für andere ein Sprung ins kalte Wasser.

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All das wird getragen von einer klaren pädagogischen Haltung. Die Klassenlehrerin Frau Jäckel setzt auf Leistung, aber nie ohne Werte. Ordnung, Verlässlichkeit, gegenseitiger Respekt sind Grundlagen dafür. Sie schafft es, den Raum so zu halten, dass Lernen möglich wird, für jede und jeden auf eigene Weise, und das berührt.

Ergänzt wird das durch die sozialpädagogische Begleitung, PUSCH Coachin Irina Konrad, die sichtbar macht, was zwischen den Zeilen passiert. Sie ist leise präsent, aber spürbar. Sie hört zu, stärkt, hält mit aus. Manchmal reicht ein Blick. Manchmal braucht es ein Gespräch und immer braucht es Nähe ohne Druck.

Und so bewegt sich diese Klasse. Nicht immer im Gleichschritt, aber in Bewegung. Und während manche noch auf der Suche nach ihrem Platz sind, haben andere schon begonnen, in sich zu bauen.

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