1. Regionales Fachforum „Duale Ausbildung“ im Kreis Offenbach

Am 20.03.2019 fand das 1. regionale Fachforum „Duale Ausbildung“ zum Thema „Generation X Y Z ungelöst – Was erwarten die „neuen“ Azubis von der Arbeitswelt?“ im Haus des Lebenslangen Lernens in Dreieich [Kreis Offenbach] statt.

Mit ihren Werte- und Arbeitsvorstellungen erobern junge Menschen den Ausbildungsmarkt und stellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und Ausbildungsverantwortliche vor neue Herausforde-rungen. Das Fachforum wurde vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. [BWHW] und der Koordinierungsstelle des Landesprogramms „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule“ [QuaBB] in Kooperation mit den beruflichen Schulen im Kreis Offenbach [Max-Eyth-Schule Dreieich, Georg-Kerschensteiner-Schule Obertshausen und August-Bebel-Schule Offen-bach] durchgeführt.

Die Veranstaltung war mit über 100 Teilnehmenden sehr gut besucht. Die gute Resonanz zeigt, dass die Veranstalter mit dem gewählten Thema und den Diskussionsrunden mit Ausbildungsak-teuren aus der Region, den richtigen Impuls in der aktuellen Debatte über Fachkräftemangel und über die Attraktivität der dualen Ausbildung gesetzt hatten.
Der Geschäftsführer des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft e. V., Herr Joachim Disser, eröffnete das Fachforum und hieß alle Gäste willkommen. In ihren Grußworten nahmen Herr Land-rat Oliver Quilling und Herr Wolf-Dieter Gäbert, Schulleiter der Max-Eyth-Schule, die Veranstaltung zum Anlass, um nicht nur auf die neuen Herausforderungen, sondern auch auf die neuen Chancen und Möglichkeiten hinzuweisen, welche die Generation Y und Z in die Arbeitswelt mitbringen.

Im Anschluss ging Referent Marco Weißer vom Effico Institut in seinem Vortrag der Frage nach, was Auszubildenden in der Ausbildung wichtig ist. Er ist ein bundesweit anerkannter Fachmann und Seminarleiter zu den Themen Ausbildung, Kommunikation und Führung. Des Weiteren ist Herr Weißer einer der wenigen Autoren im Ausbildungsbereich, die selbst langjährige Erfahrungen als Ausbildungsbegleiter haben und gleichzeitig weiterhin als Ausbilder wirken.

Auf die Frage, wie junge Menschen für die duale Ausbildung gewonnen, wie sie gehalten und gut ausgebildet werden können, fanden die Diskussionspartner und Diskussionspartnerinnen der an-schließenden Gesprächsrunden vielfältige Antworten. Für die Betriebe wird es vor allem darauf ankommen, hinter ihren Auszubildenden zu stehen und sie zu unterstützen. Sie müssen darauf achten, dass es ihnen im Betrieb gut geht, und die [Betriebs-]Gemeinschaft fördern. Denkbar wäre ein Patenmodell in der Beziehung von Auszubildenden und Ausbildungspersonal. Daran schließt das Ziel an, die persönlichen Potenziale der jungen Menschen mehr in den Fokus zu rücken und zu fördern. Die Ausbildung selbst sollte neben einem guten [Arbeits- und Lern-]Klima auch die Möglichkeit bieten, Betriebe im Ausland zu besuchen und anspruchsvoll sein.

Eine Herausforderung besteht darin, bei der Gestaltung der Ausbildung die Entwicklungen der Di-gitalisierung zu berücksichtigen. Insgesamt muss es ein Ziel sein, die Ausbildung auch für Abituri-entinnen und Abiturienten noch attraktiver zu machen.

Die Kammern können diese Ziele unterstützen, indem sie sich weiter für die Ausbildungsqualität in Betrieben einsetzen. In der betrieblichen Ausbildung sollten die [Unterstützungs-]Bedarfe von schwächeren wie auch von stärkeren Auszubildenden noch mehr Beachtung finden. Dafür ist eine Binnendifferenzierung in der Betrachtung Auszubildender notwendig. Um Erfolg für alle möglich zu machen, sind Sprachförderungsangebote ebenso unerlässlich wie eine Gewährleistung der Mobili-tät Auszubildender. Neben diesen inhaltlichen Verbesserungsmöglichkeiten spielt die Höhe der Ausbildungsvergütung eine zentrale Rolle bei der Steigerung der Attraktivität dualer Ausbildung.

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v.l.: Carsten Müller, Sozialdezernent Kreis Offenbach; Dirk Ruber, Schulleiter Georg-Kerschensteiner-Schule; Florian Schöll, Geschäftsbereichsleiter Berufliche Bildung, HWK Frankfurt-Rhein-Main; Thomas Süsser, Referent GB Aus- und Weiterbildung, IHK Offenbach

Um Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen, könnten Auszubildende als Ausbildungsbotschaf-terinnen und -botschafter gewonnen werden ["Azubis werben Azubis"]. Dass Betriebe in die Schulen gehen, um ihr Ausbildungsangebot vorzustellen, ist genauso wichtig wie der umgekehrte Weg, Schüler und Schülerinnen im Betrieb verschiedene Ausbildungsberufe kennen lernen zu lassen. Was das Matching angeht, liegen in betrieblichen Praktika noch ungenutzte Potenziale. Sie sollten dazu dienen, einzuschätzen, ob der oder die Jugendliche zum Betrieb und umgekehrt passt. Dann sollten die Jugendlichen auch signalisiert bekommen, dass man sie gerne im Unternehmen sehen würde. Bewerben sollten sich Jugendliche aber unbedingt auf mehrere Berufsfelder und nicht nur auf die zehn beliebtesten, da hier der Markt noch immer eng ist. Parallel sollten die Eltern früh über die Vielfalt der Ausbildungsberufe informiert werden, da sie eine entscheidende Stellschraube bei der Berufswahl junger Menschen sind. Um dies zu leisten, ist eine breit aufgestellte Berufsorientierung nötig.

„Es muss auch ein Bestreben der Wirtschaft bleiben, mehr Frauen für Metallberufe zu begeistern“, so Hans-Joachim Jungbluth, Geschäftsführer im Verband der Metall- u. Elektrounternehmen Hes-sen/Bezirksgruppe Offenbach. Eine Disposition für solche Berufe könnte schon früh befördert wer-den, etwa durch MINT-orientierte Inhalte schon in der Kindergartenpädagogik. Danach können die Schulen viel dazu beitragen, ihren Schülerinnen und Schüler Ausbildungsberufe näherzubringen. „Berufspraktischer Unterricht [Arbeitslehre und Werkunterricht] sollte Bestandteil des Curriculums auch in den allgemeinbildenden Schulen sein“, erklärte Dirk Ruber, Schulleiter der Georg-Kerschensteiner-Schule in Obertshausen. „Die Bundesagentur für Arbeit wird ab nächstem Jahr auch in die 9. Klassen der Gymnasien gehen, um Ausbildungsberufe vorzustellen“, informierte Thomas Iser, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Offenbach.

Die Frage nach der Attraktivität der Ausbildung ist auch eine Frage der Inklusion. „Viele Menschen mit Behinderung sind durchaus Leistungsträger. Unterstützung benötigen sie beim Matching, im Betriebsablauf sind oft nur kleine Änderungen nötig, um sie zu integrieren“, betonte Ralph Kessel-ring [Inklusionsberater des Unternehmensnetzwerkes INKLUSION]. Dieses Netzwerkunterstützt und berät Unternehmen in der Rhein-Main Region rund um das Thema Ausbildung und Beschäfti-gung von Menschen mit einer [Schwer-]Behinderung.
In dem kompakten Veranstaltungsformat diskutierten Unternehmensvertreter, Ausbildungsverant-wortliche, Fachexperten/-innen und auch Auszubildende, wie sinnvoll es ist, auch in Zukunft in die duale Ausbildung zu investieren. Die Veranstaltung machte deutlich, dass es bereits viele Ansätze gibt, um die duale Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten. Vor allem wird es darum gehen, leis-tungsfähigen jungen Menschen eine tragfähige und attraktive Alternative zum Studium anzubieten.

Im Anschluss an den offiziellen Teil hatten alle Teilnehmer/-innen noch Gelegenheit gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Denn das 1. regionale Fachforum „Duale Ausbildung“ im Kreis Offenbach sollte nicht nur der Information, dem Austausch, sondern auch dem Networking dienen.

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